Den typischen BDSM gibt es leider nicht. BDSM ist genauso vielfältig, wie die Menschen, die ihn praktizieren. Es gibt aber bestimmte Bereiche, die man ihm zu schreiben kann und andere, die ihm fern sind. Dabei sind die Grenzen aber weit fließender und Subjektiver, als man denken mag.
Abgrenzung des BDSM
Zunächst Mal muss BDSM von Fetisch und klassischen Sexualpraktiken abgrenzen. Fetisch (in seiner nicht medizinischen Definition) bringt eine sexuelle Stimulation durch ein nicht-sexuell aufgeladenes Objekt, wie ein bestimmtes Material (z.B. Leder oder Gummi), ein Körperteil (z.B. Füße oder Haare) oder bestimmtes Stereotypen (z.B. Army oder Sportsgear). Einen Schwanz- oder einen Dildofetisch kann man folglich nicht haben, da dies per Definition sexuelle Objekte sind. BDSM, wie auch klassischer Sex sind jedoch auf Handlungen fokussiert. Das Material spielt hierbei keine Rolle.
Als Beispiel wäre Bondage oder Fesseln eine Praktik und somit kein Fetisch. Man kann aber einen Fetisch für Hanfseil haben. In Folge wäre ein Hanfseil-Fetischist bereits durch die bloße Anwesenheit des Hanfseiles stimuliert, selbst wenn er noch nicht gefesselt ist. Der Geruch und das Gefühl von Hanf auf der Haut, würde die sexuelle Stimulation des Fesselns weiter steigern. Der gefesselte Sub, würde somit die Stimulation durch das Fesseln, wie auch das Seil erfahren. Diese hätte er bei der Fesselung mit einem anderen Materal, wie beispielsweise Baumwolle nicht.
Die Grenze zwischen Sex und BDSM hingegen ist verschwommen. Natürlich gibt es Praktiken, die man klar dem einen oder anderen Bereich zuordnen kann, letztendlich muss jeder diese Grenze aber für sich selber ziehen. Somit ist dies eine Linie, die gleichermaßen von gesellschaftlichen, wie auch persönlichen Wertevorstellungen geprägt ist. Ganz klar aber unter den Umständen, unter denen BDSM erfolgt.
Als Beispiel ist für einen schwulen Mann Analverkehr eine normale Sache. Für einige Frauen wäre dies extrem und sie würden dies dem BDSM zuschreiben. Würde dies gegen ihren Willen erfolgen, so wäre dies nicht nur BDSM, sondern bereits eine Vergewaltigung. BDSM kann man also nicht nur anhand von Praktiken dingfest machen. Es ist relativ zu betrachten und stark von den Umständen abhängig.
Die Felder des BDSM
Zum BDSM Bereich gehören im Kern 6 Felder: Penetration, Dirty, Sadomasochimus, Erniedrigung, Kontrolle und Rollen-, bzw. Hierarchiespiele. Jedem Bereich sind dabei unterschiedliche Praktiken zuzuordnen. Penetration ist hierbei dem klassischen Sex am ähnlichsten, wobei hier auch Sachen wie Fisten oder Sounding dazu gehören, die im normalen Sex weniger praktiziert werden. Dirty bezeichnet alle Spiele, die mit “ekligen Dingen” arbeiten, wie das riechen an Socken, Anpissen oder ähnliches. Bei Sadomasochismus geht es darum Schmerzen zuzufügen oder zu empfangen, wie das Auspeitschen oder Foltern der Hoden. Bei Erniedrigung geht es darum, den Sub blos zustellen, beispielsweise durch Nacktheit oder herablassende Kommentare. Unter Kontrolle verstehen wir die Übernahme oder Aufgabe der Entscheidungsfreiheit wobei dies sowohl physisch, wie auch psychisch erfolgen kann. Zuletzt gibt es noch Rollen- und als sehr bekannten Teilbereich Hierarchiespiele, worunter Doggy und Puppy Play, aber auch Master und Sklave oder Gefangener und Wärter gehören.
Ausprägung der Felder
Jeder Bereich für sich genommen kann dabei von fast gar nicht, bis zu sehr stark ausgeprägt sein. Beispielsweise kann man im Bereich Rollen und Hierarchie es einfach nur mögen, wenn einer dominanter, als der andere ist beim Sex. Das wäre eine sehr einfache Form. Wer aber darauf steht, dies beispielsweise auch im Alltag auszuleben, zum Beispiel, dass einem gesagt wird, was man zu tragen hat, dass man bestimmte Regeln befolgt oder ähnliches, würde schon eine stärkere Form hiervon verwenden. Wenn dies dann durch klare Rollen, wie Master und Sklave, getrennten Schlafbereichen und einer konsequenten hierarchischen Unterscheidung und entsprechendem Verhalten verbindet, würde eine sehr extreme Ausprägung in diesem Bereich haben. Dabei muss ein Rollenspiele nicht alle Rollen gleich gerne mögen und auch nicht alle möglichen Spielvarianten gleich mögen. Bei Rollenspiele sind häufig auch Fetisch ein wichtiges Element, wie beispielsweise Uniformen.
Zusammenspiel der Felder
Die sechs Felder sind teilweise eng miteinander verbunden und überschneiden sich. Müssen dies aber nicht zwangsweise tun. Beispielsweise kann ein Sub, Schläge als Bestrafung akzeptieren, weil dies den psychologischen Druck auf ihn erhöht und somit die Stimulation im Bereich Kontrolle. Es könnte aber auch sein, dass er dies als Erniedrigend empfindet dadurch stimuliert wird. Oder aber er kann den Schmerz selbst genießen und er erfährt dann hierdurch seine Stimulation. Vielleicht möchte ein Sub aber auch nur den Schmerz genießen, ohne dabei kontrolliert oder erniedrigt zu werden. In diesem Fall wäre die Session anders zu gestalten und man würde sich mehr um die Schmerzspiele kümmern, beispielsweise mit verschieden harten Peitschen, aber einem respektvollen Umgang. Im anderen Fall würde man aber vielleicht eher eine harmlose Peitsche nehmen und den Sklaven mehr mit erniedrigenden Worten zur Disziplin nötigen und das bei jedem Schlag betonen.
Anwendung des BDSM-Netz
Das BDSM Netz dient zur Reflexion der eigenen Vorlieben. Es kann aber auch dazu verwendet werden, einen Partner besser kennen zu lernen und dessen Vorlieben mit denen eigenen abzugleichen. Man findet gemeinsame Interessensgebiete, aber auch Unterschiede und kann somit bei einer Session die richtigen Schwerpunkte setzen. Dabei muss aber nicht nur der Dom dies wissen, auch der Sub kann dies für sich nutzen, um dem Dom besser zu gefallen. Mag ein Dom beispielsweise schmerzen, so erregt es ihn, seinen Sklaven leiden zu sehen. Es wäre also falsch, wenn der Sklave versuchen würde besonders hart zu bleiben, sondern soll er seine Gefühle nach außen hin zeigen. Mag der Master zu erniedrigen, so erregt es ihn, wenn der Sklave ein entsprechend passendes (beschämtes und unangenehm berührtes) Verhalten zeigt. Usw.
Man kann das BDSM-Netz aber auch verwenden um mögliche neue Spielarten für sich zu finden. Wenn man beispielsweise auf NS, also Pissspiele steht, so hat man eine Vorliebe für den Bereich Dirty. Eine andere Praktik aus dem Bereich, die für viele aber zu Extrem wäre, ist Skat, bzw. Kot. Auch dazu gehört das Sniffen, zum Beispiel an Achseln, Arsch, Füßen oder Sneakern. Aber auch weniger bekannte Praktiken, wie das einsauen mit Matsch oder Schleim, dass spielen mit Essen und noch einiges mehr, was man vielleicht nicht direkt auf dem Radar hat.
Die meisten Menschen sind bereit unter Geilheit Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden. Wenn man die BDSM-Vorlieben seines Partners kennt, kann man diese nutzen, um ihn in die eigenen Richtung zu bringen. Wenn der Sub Beispielsweise auf Rollen und Hierarchien steht, so kann man ihn in diesem Bereich aufgeilen, um ihn dann Beispielsweise aufgegeilt zu penetrieren, was er ansonsten vielleicht nicht so gerne mögen würde. Einige entdecken dabei neue Vorlieben für sich. Andere Dinge, werden auch unter der größten Geilheit nicht gemocht und sorgen nur dafür, dass diese Geilheit verschwindet. Dies kann man also nicht beliebig ausreizen.
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