Den passenden Bondagepartner zu finden ist gar nicht so leicht. Es passt nicht, es herrscht kein Vertrauen, er lebt viel zu weit weg, um sich einfach mal zum Üben zu treffen oder man hat einfach keinen. Gründe gibt es viele und hier langfristig den Richtigen zu finden ist immer mit vielen Mühen verbunden. Anders ist es meistens, wenn man bereits erfahren ist und viele Bondage Bunnies dann gerne von einem gefesselt werden wollen. Aber wie kommt man erst mal zu dem Punkt, wo man als erfahren genug gilt?
Daher werde ich immer wieder gefragt, ob man (oder Frau) beim Bondagekurs auch ohne Partner/in mitmachen kann. Dies ist natürlich kein Problem! Normalerweise findet sich immer spontan jemanden vor Ort. Gerade in Zeite von Corona ist dies aber nur mit einer Mund-Nase-Bedeckung möglich und im Online-Kurs ist dies gar nicht umsetzbar. Bei den letzteren biete ich daher viele Fesselungen auch als Self-Bondage Versionen und Trockenübungen an. Man kann sich aber auch mit Haushaltsgegenständen behelfen oder eine Bondagepuppe machen. Die zuletzt Genannte ist dabei eine sehr gute Lösung und man kann bis zu einem hohen Niveau üben, ohne (zumindest ohne durchgängig) einen festen Partner.
In diesem Artikel erfahrt ihr:
Übersicht an Möglichkeiten für Bondage ohne festen Partner
Reine Trainings-Partner
Trockenübungen
Gegenstände fesseln
Self-Bondage
Bondage-Puppe
Was kann man alles als eine Bondagepuppe verwenden?
Wie man sich selbst eine Bondage-Puppe machen?
Was sind die Vorteile und Nachteile einer Bondage Puppe?
Übersicht an Möglichkeiten
Bevor wir uns genauer der Bondage Puppe zuwenden, werden uns zunächst mal die anderen Möglichkeiten anschauen.
Der Trainingspartner
Klar ist dies immer der beste Weg. Idealerweise, der feste Bondagepartner. Das muss nicht zwangsweise der feste Freund sein oder es muss ein perfektes Match sein, aber irgendwie sollte es eben schon passen. Wenn man als Rigger erfahren ist, dann ist es meist ein leichtes auch einen passenden Partner/in zu finden. Ein guter Ruf vorausgesetzt, begeben sich selbst andere dominante Personen gerne in die Hände des Experten, um das Erlebnis und die Hingabe zu erfahren. Denn gute Rigger sind selten. Wer fleißig am Üben ist und nicht nur den Kurs besucht, sondern auch privat trainiert, sollte schnell auf einem guten Niveau sein. Ein paar gute Bilder der eigenen Arbeit auf der ein oder anderen einschlägigen Plattform (FetLife, PlanetRomeo, Recon, usw.) und das ganze sollte sehr schnell laufen. Am Anfang aber, wenn man noch unerfahren ist und nur wenig Referenzen vorweisen kann, ist es dann doch schwerer jemanden zu finden, der einem vertraut und sich fallen lassen will. Daher ist hier häufig eine Alternative erforderlich.
Trockenübungen und Motive
Wenn man niemanden zu üben hat, was soll man tun? Natürlich sind Trockenübungen die einfachste Variante. Ganz ohne Partner ist (Zier-)Knoten üben immer eine wichtige Sache. Nicht nur dass man diese, teilweise sehr komplexen Knoten später besser kann und mit einem Partner dann wesentlich kompetenter rüberkommt, sondern ist jede Arbeit mit dem Seil eine gute Übung und bringt ein besseres Gefühl. Man lernt quasi, wie das Seil fällt, wann es leichter geht und wann schwerer. Dabei gibt es sehr aufwändige und schöne Zierknoten, die man wenn man sie vorher nicht regelmäßig übt wohl spontan gar nicht hinbekommt.
Gegenstände fesseln
Aber wer nun nicht nur Armbänder flechten will, der kann sich auch den eigenen Fuß oder ein Stuhlbein nehmen, um hier die Wicklungen zu üben. An Möbeln kann man dabei besonders gut üben und neben den Basisknoten auch die Seilführung und die Verbindung von Seilen. Dabei kann man an Gegenständen, wie einer Stuhllehne schon fast einen Oberkörper nachempfinden, Arme oder Beine an Rohren, usw. Aber auch einfach mit Seil zwischen Gegenständen zu arbeiten kann bereits viel Spaß machen und triggert die Kreativität und die Erfahrung, die man später für den Partner benötigt.
Self-Bondage*
Selfbondage ist nicht nur eine Nothilfe, um den Partnermangel auszugleichen, sondern auch ein wichtiges Trainingstool für jeden neuen Rigger, um die richtige Spannung zu erfahren und das Seil-Feeling auszuprobieren. Man erfährt wortwörtlich am eigenen Leib wie es sich anfühlt, man spürt jeden Fehler sofort und kann somit direkt sagen, ob etwas gut oder schlecht ist. Dies ist besonders von Vorteil, wenn beide Parteien neu sind und daher auch der Sub nicht richtig einschätzen kann, ob alles gut ist oder ob nicht. So manche Beschwerde des Subs wird dem Top dann auch klarer und verständlicher und er kann selber besser einschätzen, welche Situationen besonders unangenehm sind. Im Kurs werden hierfür extra Übungen erklärt, die man dann in aller Ruhe zuhause nutzen kann, um seine Bondage Skills aktiv zu verbessern.
* Achtung: hier ist mit Self-Bondage nicht das erreichen der tatsächlichen Wehrlosigkeit gemeint, sondern vielmehr die Arbeit mit dem Seil am eigenen Körper, ohne dass man hierbei wehrlos wird. Meint man es jedoch ernst mit sich selbst, so sollte man stets eine Sicherheitsschere in erreichbarer Nähe habe, um sich für den Fall der Fälle wieder frei zu schneiden!
Die Bondagepuppe
Self-Bondage hat aber seine Grenzen und nicht jede Fesselung ist wirklich als Selfbondage umzusetzen. Denn wenn die Hände erstmal gefesselt sind, wird es meistens schwer. Daher ist die Bondagepuppe eine tolle Hilfestellung. Dabei gibt es aber sehr viele unterschiedliche Modelle und Möglichkeiten einer Bondagepuppe.
Welche Bondage Puppen gibt es?
Zunächst mal ist damit nicht die kinky Barbie Puppen Kollektion von Etsy gemeint, auch wenn Ken mit Ständer sehr nice ist ;-P
Eher passend, sind die menschengroßen Sexpuppen. Ich konnte diese zwar noch nie testen, aber scheinen sie von der Anatomie sehr korrekt nachgestellt zu sein und ich würde erwarten, dass Gelenke und Knochen korrekt sind. Fraglich ist, wie robust die Haut gegenüber rauem Seil und Ropemarks ist. Sie werden zwar keinen Bluterguss haben, aber da wo die menschliche Haut kleine Risse und Wunden schnell regeneriert, wird in der Soft Skin hingegen langfristig ein Problem bleiben.
Diese Profi-Puppen kosten leicht ein bis mehrere Tausend Euros und sind für unseren Zweck somit völlig überzogen. Was aber mit der klassischen Aufblaspuppe? Eigentlich schon mal sehr gut, was Preis und Leistung angeht. Großer Nachteil aber, dass Gelenke und Knochen nicht vorhanden sind und wir somit auch viel Unrealistisches machen können und sich die Puppe nicht wie ein menschlicher Körper verhält.
Ähnliches gilt übrigens auch für Riesen Plüschtiere, wie diesen. Durch das feste Futter sind sie dem echten Bondage-Partner näher, aber immer noch weit entfernt von der menschlichen Anatomie. Dafür schauen Sie aber so süß aus. Wer nun aber nicht besonders gut beim Schießen auf dem Jahrmarkt ist muss dann doch schon etwas in die Tasche greifen, wie zum Beispiel hier.
Eine Schaufensterpuppe vor allem auf dem Trödel oder auf Kleinanzeigen ist definitiv eine preiswertere Alternative. Je nach Ausführung kann sie den gesamten Körper umfassen. Sie ist aber starr und meistens sind nur wenige Gelenke beweglich. Für die meisten Fesselungen somit keine Option. Außerdem hält an der glatten Außenhaut ein Seil nur sehr schlecht und rutscht leicht ab. Somit ist eine realitätsnahe Fesselung kaum möglich.
Ähnliches gilt für die Schneiderpuppe. Häufig fehlen ihr die Extremitäten. Vollständige und voll bewegliche Modelle sind hingegen sehr realitätsnah und durchaus eine adäquate Lösung. Auch die Außenhaut ist meist weich und erlaubt ein wesentlich realeres FesselgefühlMan muss hier aber auch mit mehreren Hundert Euro rechnen, was aber für den echten Fessel Liebhaber durchaus akzeptabel ist. Ein Beispiel ist hier zu finden: https://www.aktionsangebote.de/product_info.php/info/p3229_Schneiderpuppe-Maennlich-Beweglich-Bewegliche-Arme-grau.html
Um die fehlenden Extremitäten bei den beiden genannten Puppen passend nachzubilden, kann man mit Schlauch und Rohrisolierer Arme dran basteln. Cool hierbei ist, dass man beim Schlauch an den Stellen der Gelenke mittels Einschnitten die Flexibilität erhöhen und an den Stellen der Knochen mittels Stöcken diese stabilisieren kann. Anschließend kommt noch die Rohrisolierung drum rum, wobei diese an den Gelenken ausgespart wird. Ein Sweater oder Pulli drüber und schon ist die Puppe fertig.
Meine Empfehlung und eine noch einfachere und günstigere Alternative, die man meist komplett ohne Zukauf weiterer Sachen hinbekommt ist die folgende:
Die selbstgemachte Bondage Puppe aus Haushaltsgegenständen
Man nimmt einen Besenstiel, wickelt drumherum eine Bettdecke für den Torso und packt das ganze in ein Sweatshirt (idealerweise mit Kapuze). Für die aufrechte Haltung kann man den Besenstiel mit Kabelbinder oder Klebeband an einen Stuhl, ein Tischbein oder ähnliches binden. Will man die Puppe im liegen fesseln, so kann dies weggelassen werden. Die Arme stopft man mit je zwei leeren PET Flaschen aus. Die Gelenke befinden sich dann zwischen den Flaschen und die Flaschen selbst simulieren die Knochen. Die Kapuze des Sweat wird mit einem Teil der Decke oder einem langen Kissen, das bis in den Körper geht, simuliert. Die Kapuze vorne zuziehen und der Kopf ist relativ stabil…
Für alle Fesselungen im Sitzen, Stehen oder Liegen ist diese Version bereits wunderbar ausreichend und man braucht meistens nichts Neues mehr zu kaufen. Wer auch die Beine integrieren möchte, sollte das gleiche Prinzip auch auf eine Sporthose anwenden. Dabei ist darauf zu achten, dass der Besenstiel nicht die Beine beim Einknicken blockiert. Es kann also sein, das man ihn kürzen muss. Verzichtet man hingegen darauf ein Bein an zu winkeln, kann er hier mit den PET Flaschen weitergeführt werden und zusätzlich stehen.
Möchte man Hände simuliere, so muss man zusätzlich mit Handtüchern ausgestopfte Handschuhe aus den Ärmeln herausschauen lassen. Man kann die Handtücher um die PET Flaschen legen, um diese so zu befestigen.
Wenn man sie regelmäßig und fest nutzen möchte, macht es Sinn die einzelnen Teile mit Kabelbinder oder Klebeband fest zusammen zu bringen.
Vor & Nachteile der Bondagepuppe
Die selbstgemachte Bondagepuppe aus Haushaltsgegenständen hat quasi die Anatomie eines Mensch mit Torso, Armen, Beinen und Kopf, evtl. sogar dem Unterkörper und Händen. Man kann sie hervorragend zum Fesseln üben verwenden, egal ob im Stehen, Sitzen oder Liegen. Man kann die Seile wie bei einem echten Menschen anlegen und die Seilführung entsprechend üben. Die Gelenke werden durch die Leerräume gut nachempfunden.
Natürlich gibt es aber auch Nachteile. Die Puppe kann weder eine Position halten, noch sich bewegen. Das Fesseln eines sich wehrenden oder bewegenden Subs wird hierbei also nicht geübt. Auch wird sie wird dem Fesselnden also aus den Händen gleiten. Dies ist besonders dann der Fall, wenn man gegen sie stößt. Man wird also beim Fesseln mit der Puppe versuchen, kein Druck auf diese zu geben und diese quasi unberührt zu lassen. In einer realen Session ist dies aber durchaus gewünscht und die menschliche Bewegung auf dieser Ebene kann nicht nachgebildet werden.
Außerdem hat die Puppe keine Knochen, Nerven oder Gelenke und man kann, die einzelnen Teile daher auch unnatürlich bewegen. Auch hat die Puppe keine Nerven und keine Haut, die man einquetschen kann. Sie wird also kein Feedback geben, ob man etwas gut oder schlecht, zu fest oder zu locker macht. Hier kann aber das bereits weiter oben erklärte Selfbondage helfen, wo man eben dies hervorragend üben kann!
Ganz prinzipiell fehlt der komplette menschliche Anteil. Stimme, Austausch, Kommunikation, egal ob verbaler oder nonverbaler Natur gibt es einfach nicht. Weder im positiven, noch im negativen Sinne.
Fazit
Man kann sagen, dass die Bondagepuppe eine sehr gute Möglichkeit ist, um Bondage ohne Partner zu lernen. Sie wird natürlich nie an den Lernerfolg und auch den Spaß mit einem echten Partner heran kommen. Sie ist aber eine super Übungsmöglichkeit um die reine Technik zu lernen, wenn man in Kombination mit Selfbondage auch das sonst ausbleibende Feedback zum Feeling erfährt. Man darf jedoch nie vergessen, dass wir später einen Menschen vor uns haben werden mit ganz anderen Bedürfnissen, als nur einer ordentlichen Seilführung. Diese emotionalen und interaktiven Elemente kann man nur mit dem jeweiligen Partner erfahren, lernen und üben. Wenn man aber die Knoten und technischen Grundlagen dann schon beherrscht, ist dies aber besonders vorteilhaft, da man sich dann voll auf den Partner konzentrieren kann.
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